Donnerstag, 17. Juli 2014

Die Übersetzung als mieser Verräter

 Ja, okay, ich gebe es zu: Ich habe mich aus Neugierde der allgemeinen Begeisterung um John Green gebeugt und "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" angeschafft. Auch, weil mich die Kinovorschau so traurig gemacht hat. (Ich mag traurige Bücher, von Zeit zu Zeit.) Aber, ich muss es gleich vorweg sagen: Es lässt mich nicht in den Hype mit einfallen. Und ich befürchte, das liegt nicht am Roman, sondern einmal mehr an den Erwartungen, die ich aufgebaut hatte, außerdem daran, dass ich die Handlung schon kannte, aber vor allem an der deutschen Übersetzung.
100_8479Ich glaube, dass die Englischen Feinheiten für uns deutsche Leser nicht greifbar sind. Im Beifach mit Anglistik bis zum Master ist man sensibler für die Sprache und ihre Feinheiten. Was bei uns teilweise besserwisserisch klingt (etwa Hazel und Augusts im Gespräch), scheint mir im Original überhaupt  nicht besserwisserisch. Das liegt daran, dass die deutsche Sprache leider nicht die wunderbaren Nuancen des Englischen ausdrücken kann.
Der Roman selbst ist, wie ich finde,
nicht nur kein Jugendbuch. Es sollte von jedermann gelesen werden. Und obwohl man anfänglich das Gefühl hat, dass doch eigentlich die kurze Liebesgeschichte von Hazel und Augustus erzählt wird, so finde ich viel zentraler den fiktiven Roman "Ein herrschaftliches Leiden". Es ist große Erzählkunst, einen Roman in einem Roman zu erschaffen, ihn zu interpretieren und zu analysieren, sodass man als Leser erst einmal begierig Google öffnet, um Roman sowie Autor zu suchen. Die Symbolik von Roman im Roman (Prinzip der Matrjoschkas) könnte im Bezug zu Hazels und Augusts' Krebserkrankungen nicht besser gewählt sein. Zwar stammt auch der deutsche Titel aus einem Zitat des (fiktiven) Autors Peter von Houten, aber der Originaltitel trifft den Kern des Buches ("The Fault in Our Stars") um Einiges besser und greift diese Symbolik ebenfalls auf.
Nachdem man überall schon hörte: Lest dieses Buch, vermeide ich tunlichst diese Empfehlung. Wer es aber nicht liest, der ist um ein wirklich schönes Buch ärmer. Lest es nicht
nur um Hazels und Augusts' Liebesgeschichte wegen, sondern um richtig tolle Erzählkunst zu genießen! Ich mache gleich weiter mit John Greens Roman "Margos Spuren"...

JOHN GREEN

Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Hanser Verlag

ISBN 978-3-446-24009-4

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